Mein Tanzbereich und seine Zonen

Bikinizone, Fußgängerzone, Parkzone, – wir scheinen Dinge sehr gerne in einen genau definierten Bereich zu sperren und anderes davon auszuschließen. Ganz klare Abgrenzung. So auch unser Komfortgefühl.

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In der sogenannten Komfortzone können wir’s uns schön gemütlich machen. Wir kennen uns dort perfekt aus, kennen quasi jeden Winkel, haben nichts Unerwartetes zu befürchten und müssen uns auch nicht weiter anstrengen. Wohlfühlfaktor hoch zehn. 

“Laaangweilig” ruft die neugierige, abenteuerlustige Stimme in mir. Ich liebe kleine Ausflüge in die Nachbarzone – die Lernzone. Immer mal wieder dort etwas umsehen, neues entdecken und erleben, ausprobieren, dazulernen – gut dosiert in verdaubaren Portionen. Ich mag die Ausflüge in dieses Land inzwischen so sehr, dass die Komfortzone viel zu schnell sehr langweilig wird. Ich gar nicht anders kann als auszubrechen. Das passiert einfach ganz automatisch. Und so wird sie immer größer die Komfortzone. Angefüttert mit vielen Erlebnissen und Erfahrungen fällt es mit der Zeit immer leichter, neues zu probieren. Es wird komfortabel und damit Teil dieser Zone. 

Es geht aber auch umgekehrt. Verlasse ich meine Komfortzone nie, wird diese von ganz alleine immer kleiner. Das hab ich beim Querflöte spielen z.B. für mich perfektioniert: erst hab ich im Orchester Solo-Parts dankend abgelehnt, zu octavierende Passagen mit fehlender Klangfarbe entschuldigt und mich später nach und nach in die zweite Stimme verkrümelt. Besser bin ich dadurch definitiv nicht geworden, meine Komfortzone gleichzeitig immer kleiner.

Es gibt da aber noch einen weiteren Ring um diese beiden Zonen – die Panikzone. Uiuiui, krass sich selbst zu beobachten, wenn man diese erreicht. Adrenalin pur. Schweißhände, Herzrasen, ausmalen von Escapeszenarien, Vermeidungsstrategien, Fluchtgedanken. Willkommen in der Panikzone. 

Die Fluchtgedanken sind hier gar nicht so verkehrt. Raus aus der Panikzone, zurück in die Lernzone. In jenes Gebiet, wo unsere Gedanken wieder klar werden und wir sinnvoll entscheiden, ja überhaupt handlungsfähig sind. Nur wie geht dieser Weg zurück?

Ich hatte da so einen Panikzonenpunkt. Das Meer! Auch wenn ich eigentlich das Wasser liebe, von einem Boot einfach so ins Meer zu springen – puhh, ne echte Überwindung. Nicht der Sprung selbst, den finde ich super, nein, das Ankommen in diesem Meer, eintauchen, runtertauchen ins Ungewisse. Vielleicht berühr ich irgendetwas ekliges. Pflanzen am Boden, ein Tier oder was auch immer da unten wartet. Meine Fantasie des Gruseligen und Ekligem ist unendlich lebhaft. Also bleibe ich oben stehen, sehe den anderen neidisch beim Platschen zu. Vermeidungsstrategie erfolgreich durchgezogen! Den Ausweg also gefunden, Panikzone einfach nicht betreten. 

Allerdings auch den Spaß verpasst. Und die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen. Was ist nun auf meiner Reise passiert? – Gerade auf den Philippinen angekommen eröffnete ein dort tobender Taifun ein Zeitfenster von mehreren Tagen, an denen man quasi nichts machen konnte. Außer sich irgendwo drinnen rumzutreiben. Zeit zum lesen, lernen, loslegen.

Theoretisch ist das ja ganz einfach: Wenn man vor etwas Angst hat, fehlen einem meist “nur” Informationen. Informationen im Sinne von Wissen, aber auch Erfahrungen.  Ich weiß nicht so genau, was sich da unten im Meer alles tummelt, wie eklig das ist, ob es beißt und was sich meine Fantasie nicht alles zusammen spinnt. Genug Fantasie, um besser an Land zu bleiben. In meinem Fall hier hieß der Angriff auf die Panikzone also: “Tauchschein”. Einfach mal gucken gehen und blühende Fantasie gegen handfeste Informationen und Erfahrungen austauschen. In so einem für Taucher üblichen Ganzkörperkondom fühl ich mich auch erst einmal halbwegs geschützt vor ekligen Berührungen. Und mehr Gedanken versuche ich mir einfach nicht zu machen. Da war er also, der richtige Schritt, die Grenze zwischen Lern- und Panikzone etwas nach außen zu verschieben. 

Die regnerischen Tage nutze ich für den theoretischen Teil und dann heißt es ab ins Wasser – atmen nicht vergessen! Ja, wahrscheinlich gehört neben dem Auffüllen der Informationslücken auch etwas Mut dazu, oder zumindest ein kleiner Sprung über den eigenen Schatten… rein ins Wasser. Die Belohnung dafür ist meist alles übertreffend. In meinem Fall: eine so unglaublich faszinierende, kunterbunte und wunderschöne Welt. Ich kann gar nicht genug bekommen. Bei der nächsten Boots-Plantsch-Party bin ich also ganz vorne mit dabei… und ein neues Hobby und damit der Eintritt in eine atemberaubende Unterwasserwelt kam gleich mit um die Ecke. 

Mehr zu dem Modell rund um diese drei Zonen gibt’s hier. Es bringt wirklich Spaß, damit zu spielen und sich immer wieder selbst herauszufordern und Mut zu machen, die Grenzen wieder etwas zu verschieben.

Wann und womit habt ihr das letzte Mal eure Lernzone größer getanzt? 

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