Über den Dächern der Stadt – Victoria Peak
Ich liebe es über den Dächern einer Stadt zu sein. Der Bus schraubt sich langsam die Serpentinen nach oben, wir gewinnen an Höhe, klettern entlang der Hochhäuser immer weiter hinauf, bis wir die Dächer der höchsten Häuser erreicht haben. Und immer weiter. Bis es heißt „aussteigen bitte!“. Von der ersten Reihe des Doppeldeckerbusses hatte man bereits eine tolle Sicht. Die drei weiteren Fahrgäste und ich verteilen sich nach Ankunft schneller als man gucken kann. Es ist kaum etwas los. Ganz allein komme ich oben an… und da ist er, dieser Wahnsinnsblick über die Stadt. Das ist wieder so ein Moment, an dem ich mich selbst kneifen muss. Ja, ich bin wirklich hier. Einfach so.
Auf dem Trail treffe ich eine Ungarin. Sie besucht gerade eine Freundin und plant danach für drei Wochen durch Thailand zu reisen. Sie ist ganz interessiert, wie das Hostelleben wohl so ist. Und ich entdecke die gleichen Fragezeichen, die ich zu Beginn der Reise hatte: „Bin ich nicht zu alt für ein Hostel? Sind da nicht nur die partywütigen Frischabiturienten/innen? Aus dem WG-Alter bin ich doch nunmal schon lange raus.“ Ich kann zu diesem Zeitpunkt nichts über Thailand oder Südostasien sagen. In den Hostels in denen ich bislang war – und ich war sehr preissensitiv unterwegs – war das Publikum sehr durchmischt. In nahezu jedem Hostel traf ich blutjunge als auch Reisende in ihren 60ern aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Allesamt gemein hatten sie: weltoffen, informiert, neugierig, tolerant. Ein unglaublich inspirierendes Umfeld. Das vor allem wenig in Schubladen denkt und andere Wege geht, als die Mehrheit. Vielleicht lag es aber auch an meiner Reiseroute, dass ich noch nicht auf das Partyvolks gestoßen war?!
Rein ins Getümmel – Hongkong Island
Den Rückweg trete ich zu Fuß an, schlendere den Weg hinunter Richtung Hongkong Island. Blindlings stolpere ich in eine Absperrung. Laut Google Maps ist da eine Straße, die nach unten führt. Der Polizist grinst: “ Ja ja, da ist eine Straße. Die kannst du aber trotzdem nicht längs gehen.“ – „Ok“, ich drehe ab. Und bei genaueren Blick auf die Karte: Unigelände. Gerade etwas ungünstig. Ich Held der Navigation.
Ansonsten ist es zu der Zeit angenehm leer in der Stadt. Viele Touristen haben sich wohl aufgrund der Unruhen doch abhalten lassen, die Stadt zu besuchen. Im Moment ist es hier ruhig. Die Wahlen am vorhergegangenen Wochenende fielen pro-demokratisch aus.
Ein kurzer Schlenker und ich stehe an der längsten Outdoor Rolltreppe der Welt in Soho. Und dann auch gleich mitten im Treiben des Stadtteils. Da mir nur dieser eine Tag bleibt, um etwas von Hongkong zu sehen, nutze ich die Tram, die mich ganz bequem einmal vom Westen in den Osten der Insel bringt – die perfekte Lösung, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Vorbei an modernen Hochhäusern bis hin zu den unglaublich riesigen Wohnblocks, die fast wie Brutzellen wirken. Dennoch mag ich das Flair der Stadt. Ich werde wohl irgendwann wiederkommen.
Rauf aufs Wasser – Junk Boat Tour
Besser hätte meine nicht vorhandene Planung gar nicht aufgehen können. Ausgerechnet an diesem Wochenende haben ein paar Freunde seit Wochen eine Junk Boat Tour geplant. Mit dem Schiff geht es mit einer wild zusammengewürfelten Truppe von Freunden von Freunden von Freunden entlang der Küste raus aus der Stadt. Skyline, Party, Plantschen, Essen, tolle Leute – alles dabei, was man für einen perfekten, außergewöhnlichen Tag braucht.
Unglaublich wie herrlich in Hongkong Großstadtflair, Berge, jede Menge Grün und Wasser eine einzigartige Liaison eingehen. Noch eine Nacht bei Freunden etwas außerhalb der Stadt, dann geht’s auch schon weiter und für mich erneut nach Mainland China, Shenzhen.